Lager-Melk3



planned tunnel size:
60 000-75 000 m²

planned tunnel:
10 main tunnels (A-J)
23 crossways

completed tunnel:
1. level:
7 main tunnels (A-G)
15 crossways
2. level
1 main tunnel (H)
started crosscut

start of construction: spring 1944

concentration camp prisoners: about 15 000

alone in concentration camp Melk/Quartz B9 harrowing killed:
about 5 000 concentration camp prisoners

height of the tunnel:
1,5 m to 12 m
depending on the configuration

"Ein einziger stinkender, dreckiger, verlauster Haufen"

"Schon die erste Nacht fing es an, an mir überall zu krabbeln. Früh schaute ich mein Hemd nach und hatte schon alles voller Läuse.
Am nächsten Morgen wurden wir von der Schreibstube registriert. Bis wir alle erfasst waren, war es unterdessen Mittag geworden. Dann hieß es: "Blockapell", "Essen fassen!" Nun ging der Kampf um die Essensschüsseln los, denn wer keine Schale hatte, bekam kein Essen. Ich hatte das Glück, mir eine Schale zu erbeuten, und so ging es mir nicht wie den meisten anderen Zugängen, die tagelang ohne Essen blieben.

Abends fassten wir unser Brot und etwas Kaffee. leich darauf hieß es antreten, denn hier wurde in drei Schichten gearbeitet. Ich wurde an diesem Abend der Nachtschicht zugeteilt.

Mehrere Tausend standen auf dem Appellplatz. Auf einmal hieß es: "Seitenmann! Vorderrichtung!" Wir wurden mehrere Male durchgezählt. "Einhaken!" Das Tor ging auf. "Das Ganze marsch!"

Bei der Arbeitsformierung der Nachtschicht wurden Tragen an die Seite gestellt, die wir mitnehmen mussten.

Als wir aus den Toren herauskamen, standen schon die SS-Kompanien draußen. An jeder zweiten oder dritten Reihe links oder rechts ging ein SS-Mann, mit Gewehr oder Maschinenpistole bewaffnet. Außerdem wurden eine Anzahl Wachhunde mitgeführt.

"Aufgehen!" Wir mussten so eng aneinander aufrücken, dass wir mit der Brust den Vordermann berührten; so konnte man nicht richtig laufen, sondern nur trippeln. Kranke mussten mit, solange sie sich auch nur im geringsten bewegen konnten. Vor mir lief einer - das eine Hosenbein war vollständig zerrissen und mit Draht zusammengeheftet, auch die Schuhe waren mit Draht an die Füsse gebunden, weil sie vollständig zerrissen waren. Er stank furchtbar, er hatte, wie die meisten hier, die Ruhr (Durchfall). Ich lag mit der Nase auf seinem Rücken und atmete den ganzen Weg den Gestank ein. Mein Nebenmann hatte einen alten Russenmantel an, die Fetzen waren mit Draht zusammengehalten. Ich sah von der Seite, wie auf seinen Sachen die Läuse spazieren gingen. Mein Hintermann trat mir dauernd auf die Hacken - der faulige Hauch eines kranken Menschen sass mir ständig im Nacken.

Schon während des Marsches zur Rampen fielen viele um.

Wie wir so durch den Ort zogen, hinterließen wir einen furchtbaren Gestank. Wir durften ja während des stundenlangen Appells und des Marsches nicht austreten, und fast alle hatten Durchfall oder Ruhr.

Wir waren ein einziger stinkender, dreckiger, verlauster Haufen!

Achtzig Prozent alle Häftlinge waren krank!

Nachdem wir den Ort Melk passiert hatten, sahen wir auf der rechten Seite eine breite Holztreppe zum Bahngleis hinaufführen und ein sich lang hinausziehende Verladerampe. Jetzt bogen die ersten Reihen nach rechts ab auf die Rampe zu. Nie in meinem ganzen Leben werde ich diesen Anblick vergessen, der sich mir nun jeden Tag bieten sollte. So wie wir marschiert waren bis jetzt, eingehakt zu fünfen, ging es die Treppe hinauf, keine Stufe konnte ausgelassen werden, so dass der Kopf des Hintermannes immer den Hinteren des Vordermannes im Gesicht hatte. Ein gewaltiges Schauriges Bild, wie wir viele Tausende die Treppe hinaufstiegen, in unseren Zebrakleidern... Mein Nebenmann sagte: "Der Pyramidenbau ist kein Vergleich."

Auf der Rampe mussten wir antreten, immer zehn Mann in einer Reihe. Wir standen stundenlang in Sturm und Schnee, in eisiger Kälte in unseren zerrissenen Klamotten und warteten, bis der Zug kam. Austreten war streng verboten, alles Bitten darum war umsonst... Und es blieb uns auch nichts anderes übrig.

Endlich kam der Zug. Jetzt stiegen wir - immer zu zweien eingehakt, damit wir beim Einsteigen schon wieder gezählt werden konnten - 160 Mann in den Viehwagen ein. Die Mitte des Waggons aber musste für vier SS-Männer freigelassen werden. Dies war unmöglich... Aber die SS machte das Unmögliche möglich. Mit Gebrüll, Fußtritten und Kolbenschlägen wurden wir zusammengepfercht, so dass wir Brust an Rücken gepresst standen, ohne dass wir uns rühren konnten. Starb einer während der Fahrt, so blieb die Leiche aufrecht stehen, weil zum Umfallen kein Platz war.

Wir fuhren, bis der Zug hielt. Die Türen wurden aufgerissen. "Alles raus - antreten!" Von hier aus sahen wir schon die Arbeitsstelle, von Hunderten von Lampen erleuchtet - den Schacht!"

BERICHT DES ZEITZEUGEN WALTER SAMMET aus Meißen.

Zeitzeugen Quelle: Tatsachen klagen an! Berichte der Überlebenden. Herausgegeben vom Rat der Stadt Dresden: Soziale Fürsorge Kommunale Hilfsstelle: Opfer des Faschismus. Herausgabe 1946. S. 14-16.

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